Dienstag, 21. Juli 2009

Roger Waters - Berlin Potzdamerplatz 21.7.1990


Heute vor 19 Jahren: Roger Waters The Wall live in Berlin am 21. Juli 1990! Als ich von dieser Nachricht erfuhr, befand ich mich gerade mitten in Australien (my homecountry)! Als ich nach einige Wochen bei meiner Schwester in Alice Springs ankam, erwartete mich ein Briefchen aus Österreich, so eine Überraschung! Mein Freund Egon hatte Glorreicherweise einen Brief geschickt und weiters einen Zeitungsbericht mit einer sensationellen Meldung beigelegt! Roger Waters spielt The Wall in Berlin!! PS: Wo kriege ich Karten her? Ihr könnte euch bestimmt gut vorstellen wie es mir beim Lesen der Nachricht erging! Das ganze spielte sich im April ab und mein Rückflug nach Österreich war erst Mitte Juni. Jetzt ging es also darum Karten für dieses Konzert zu bekommen. Mit Sicherheit würde es sehr schnell ausverkauft sein. Im Zeitungsbericht war von 120.000 Karten die Rede! Ich kürze jetzt ab, obwohl die Geschichte wie wir zu Karten gekommen sind noch sehr interessant wäre.

Mit meiner Kawasaki 440 Ltd. fuhren Egon und ich am 20. Juli von Vöcklabruck weg! Unser Ziel lag mehr als 700 Kilometer entfernt und hieß Berlin! Egon äußerte noch leichte Bedenken, er war etwas besorgt, weil ich an diesem Tag ziemlich lange auf einer Baustelle körperlich hart gearbeitet habe und seiner Meinung nach etwas erschöpft gewirkt hätte. Kein Wunder das er etwas vorsichtig war, musste er doch hinter mir Platz nehmen! Aber es half alles nichts, wenn wir jemals in Berlin ankommen wollten dann mussten wir heute noch losfahren! Über die kurvenreiche Hausruck-Bundestrasse Richtung Ried, ging es schließlich auf der Autobahn an Passau vorbei bis Nürnberg. Auf dem Parkplatz einer Autobahnstation beschlossen wir zu nächtigen. Unter einem sternenklaren Himmel lauschten wir den vorbeidonnernden Pkws und Lkws zu bis wir irgendwann einschliefen. Am nächsten Morgen waren wir gelinde ausgedrückt etwas fertig. Die weitere Fahrt bis Berlin war auch alles andere als ein Zuckerschlecken. In der ehemaligen DDR war so viel ich mich heute erinnern kann beinahe die gesamte Autobahnstrecke nach Berlin aufgerissen und in eine Riesenbaustelle verwandelt worden. Außerdem staute es sich vor den Mini-Tankstellen ganz gehörig. Als wir in Berlin ankamen waren uns die Strapazen doch etwas anzumerken. Körperlich zermürbt und zwischenmenschlich etwas distanziert stiegen wir von der Kawasaki ab.

Beim Konzertgelände angekommen bemerkten wir nach wenigen Sekunden, das wir heute nicht die einzigen waren die sich dieses Konzert ansehen wollten! Später sprach man von 350.000 Menschen die sich dieses Konzert in Berlin live gaben! Egon und ich verloren uns relativ schnell im Menschen-Getümmel, wie Blätter im Wind wurden wir voneinander getrennt und fort getragen. Was weiß ich heute noch vom Konzert? Um ehrlich zu sein, eine richtige Kritik kann ich nicht mehr bieten. Ich weiß noch dass ich mich riesig freute, als es endlich losging, die Bühne und alles rundherum war gewaltig und live dabei zu sein schon etwas Besonderes. Zum ersten Mal das ich Roger Waters live erleben konnte. Als dann der Sound zusammenbrach tat mir er sehr leid. Man muss sich das vorstellen, diese Riesenproduktion, die TV-Liveübertragung etc. etc. und dann bricht der Ton ab. Ich weiß noch wie Roger mit zusammengefalteten Händen Richtung Himmel starrte. Die Horrorvorstellung schlechthin! Je weiter hinten man stand umso weniger hörte man. Ich erinnere mich an die Sprechchöre „Lauter, lauter“, für Waters mag es sich wie „Roger, Roger“ angehört haben. Schließlich konnte das Konzert fortgesetzt werden. Waters spielte „The Wall“ nicht einfach eins zu eins nach, nein er intonierte vieles neu und anders. Außerdem waren jede Menge Gäste eingeladen die den Songs und der Musik ihren persönlichen Stempel aufdrückten. Jedoch nicht immer zum Besten. Sehr gewöhnungsbedürftig z.b. Cindy Laupers "Another Brick" Darbietung. Am schlimmsten von allen werkte Van Morrison der „Comfortably Numb“ in Grund und Boden sang. Und damit ausgerechnet einen meiner Lieblingstitel von Pink Floyd verhunzte. Warum Waters keine echten „Superstars“, als Gäste einlud, das entzieht sich meiner Kenntnis. Später hörte ich mal, dass etwas mit Plattenfirmen, Verträgen usw. zu tun hatte. Mit Abstand am besten gefiel mir der als Zugabe gespielte Song „The Tide is Turning“, das von einem ohrenbetäubenden Feuerwerk begleitet wurde!

David Gilmours Stimme und Gitarrenspiel vermisste ich leider sehr. Auch Leute die neben mir standen und davon gab es genug, hörte ich fragen: Where is Gilmour? Mein Hörsinn war durch die „A Momentary Lapse Of Reason“ Konzerte doch bereits sehr auf seinen Sound abgestimmt. Und drei Wochen zuvor hatte ich noch Pink Floyd in Knebworth gesehen. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Das Berlin The Wall Konzert habe ich mir später noch einmal auf Video bzw. DVD angesehen aber so traurig es klingt, es gibt mir nicht viel. Das schreibt sich heute so leicht, natürlich bin ich stolz dabei gewesen zu sein und klar ist es gewaltig gewesen. Wahrscheinlich waren auch die äußeren umstände zu anstrengend um es richtig genießen zu können. Ich möchte dieses Konzerterlebnis jedoch nicht missen.

P.S.: Die Rückreise hatte auch noch einiges zu bieten und wäre ohne Zweifel eine eigene Geschichte wert. Bei Nürnberg verabschiedeten sich die Kolbenlager der Kawasaki und wir rollten langsam aus. Nach einer Phase der Trauer setzten wir die Reise ohne Motorrad fort. Wir mussten uns völlig neu organisieren und während ich noch traurig dreinschaute, stellte Egon eine kostenlose Mitfahrgelegenheit in einem mit Senioren besetzten Reisebus zusammen.
Seid ihr auch bei diesem Konzert gewesen?

6 Kommentare:

Ina hat gesagt…

Hi Werner,
mein lieber Mann Raig war auch dabei. Er stand aber recht weit hinten und gehörte wohl zu denen, die "lauter,lauter" riefen. Er war nicht so sehr begeistert von diesem Konzert. Die DVD haben wir uns erst 2x angesehen, denn so toll finden wir das Konzert nicht.
Mein Sohn war damals erst einige Monate alt, sodass ich andere Probleme zu bewälltigen hatte. Dein Weg zum Konzert war ja recht abenteuerlich. Ich hätte zu Fuß hingehen können, leider war ich nicht dort!!!
Viele Grüße
Ina

Anonym hat gesagt…

stecornized

ich war damals "live" vom Fernseher dabei.

Ein Bekannter von mir, der live vor Ort dabei war, berichtete vor allem vom ohrenbetäubendem Lärm der Hubschrauber.

Soundtechnisch war die Übertragung im Fernsehen gut: allerdings war ich darüber entsetzt wie belanglos The Wall mit all den anderen Sängern klang =(


Is There Anybody Out There:

Stattdessen höre ich tausenmal lieber das gölttliche Live-Album "Is There Anybody Out There" an, dass ja Live-Aufnahmen von 1980-1981 beinhaltet!

So muss THE WALL klingen! =)

Tom hat gesagt…

hi werner, nettes foto:-) man waren wir jung:-)
ich muss mal schauen, genau an dem tag haben wir auch fotos gemacht!

ich war auch dort!

das konzert wird natürlich unvergessen bleiben! ich beschränke mich auf die fakten die mir wichtig erscheinen:
1. es war sein wahsninns heißer tag! (punkt 1!;-))
2. wir, ein freund und die mutter meiner kinder;-) standen weit vorn, es war überwältigend!sound okay, nicht zu leise wie dann für die leute die kostenlos in "tiergarten" versuchten über die zäune zu klettern ( und es geschafft haben)
3.ganz schlimm und unverzeihbar: ITF mit den herren aus hannover und ihren zickzack gitarren, fürchterlich, die motorräder, das gehabe,nein, das hat nix mit dem thema zu tun
4. druckvoll und auch richtig besetzt für die nummer: bryan adams bei YL
5. the band auch ganz schlimm
6. sinnead grossartig!
7. Bühne super, beeindruckend
8. Hubschrauber unüberhörbar, passte aber
9. TIT ein super encore, in vorwegnahme was uns dann ab 99 ff. zu perfect sense erwartete;-) ( arme, winken und so:-)
10. alles in allem: WALL "LIGHT" an dem platz, damals ein grosses spektakel,unvergessen!

muss mal wieder das VHS:-) einlegen!

gruß aus Berlin

tom

Herbert hat gesagt…

Tja, Geschmäcker sind halt verschieden... Ich mag CN mit Van Morrison, und ich finde, dass für diese Show auch Cindy Lauper in der Rolle der aufmüpfigen Schülerin eine gute Bestzung war - auch wenn man ihre Gesangsstimme zu dem Stück sicherlich für echte Floydianer etwas gewöhnungsbedürftig ist... :-)

Egon hat gesagt…

hallo werner!
es hat mir großen spaß gemacht deinen bericht vom the wall konzert in berlin 1990 zu lesen.
ist ja wahnsinn wie lange das schon her ist. trotz der langen zeit kann ich mich auch noch sehr gut daran erinnern, weniger an das konzert als an unsere abenteuerliche reise. das konzert verbrachte ich ca. 100m von der bühne entfernt und alles was ich erkennen konnte war ein kleiner teil der linken videowall. zusätzlich war mir dieses gedränge nicht mehr ganz egal, speziell am konzertbeginn bekam ich doch leicht die panik. da warst du viel mutiger und ich sah dich in der menschenmasse vor mir wie in einem schwarzem loch verschwinden. ich weiß noch wie ich dachte, dass ich dich nie wieder sehen werde.
wie gesagt an das konzert selber kann ich mich kaum mehr erinnern. aber es war schon ein großes erlebnis für mich und wir waren ja noch so jung, gell!!? schön, dass du auch als beweis dafür ein foto beigefügt hast, danke!
bis denn dann
egon

Anonym hat gesagt…

Hallo Werner, gerade habe ich von eventim ein Angebot für ein Konzert "The Wall" erhalten und es kamen die Erinnerungen, warum ich hier gelandet bin :-) ja, ich war auch in Berlin, schon Nachmittags um 14 Uhr und das bei der Hitze. Es war klasse, diese Menschen dort erleben zu dürfen .. das Konzert als solches ja mit den Tonstörungen nur mäßig, die Show unvergesslich ... Schön, dass ich, dass wir das erlebt haben
yvonne